Wer in der deutschen Öffentlichkeit mehr über den Nahen Osten und den Orient erfahren wollte, kam um einen Mann nicht herum: Peter Scholl-Latour, der leicht kauzige Saarländer, erklärte den Deutschen die Welt außerhalb von Buxtehude und Titisee-Neustadt. Er war dabei nie ein Mann der lauten Worte, sondern beschrieb seine Erfahrungen lieber detailliert in seinen Büchern und im Fernsehen.
Vom Krieg in Indochina bis zum ARD-Korrespondenten
Obwohl sich Peter Scholl-Latour zeitlebens als katholischen Christen empfand, hatte er im nationalsozialistischen Deutschland unter der jüdischen Herkunft seiner Mutter zu leiden. Auf der Flucht vor Hitlers Schergen versuchte er, in das Jugoslawien Titos durchzubrechen, wurde dabei aber von der SS im heutigen Österreich festgesetzt. Es folgte eine qualvolle Zeit, von der Scholl-Latour später ungern redete. Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss er sich der französischen Armee im Kampf um Indochina an. Schnell zeigte er dort ein großes Interesse an fremden Kulturen, die ihm später halfen, einen Job als Korrespondent im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu bekommen. Sein erster Artikel über die Sowjetunion erschien in der französischen Zeitung Le Monde.
Scholl-Latour als Bewunder von de Gaulle
Wenngleich sich Scholl-Latour nie gerne als Gaullist bezeichnen ließ, zählte er den ehemaligen französischen Staatspräsidenten und Kriegshelden zu seinen persönlichen Vorbildern. In seinen Büchern zitierte er de Gaulle entweder oder stellte sich die Frage, wie dieser wohl in einer bestimmten Situation reagiert hätte. Nicht zu vergessen, dass Scholl-Latours Bereitschaft, für Frankreich in den Krieg in Indochina zu gehen, wohl auch mit seiner Bewunderung für de Gaulle zusammenhing.
Die Liebe des Journalisten zum Orient
Wenn es eine Region gab, mit der Scholl-Latour immer eine Liebe der besonderen Art verband, dann war es wohl der Orient. Hier schrieb er seine wichtigsten Bücher und hatte beste Kontakte zur Bevölkerung. Sein Vorteil bei der Recherche war, dass er als junger Mann im Libanon studiert und dabei etwas Arabisch gelernt hatte. Mit dem fortschreitenden Alter fiel es ihm immer schwerer, sich an die Sprache zu erinnern, doch noch immer wusste er einige Zitate aus dem Koran aus dem Stegreif.
Wie sich Scholl-Latour gegen den Mainstream stellte
Bei aller Beliebtheit in der Öffentlichkeit blieb Peter Scholl-Latour stets ein kritischer Geist. So schrieb er mehrfach Kolumnen für die umstrittene Wochenzeitung Junge Freiheit. Auch stellte er fest, dass eine weitere Islamisierung des europäischen Kontinentes eintreten würde. Für Teile der gesellschaftlichen Eliten war er damit ein rotes Tuch.
Wichtige Veröffentlichungen
In seinem letzten zu Lebzeiten veröffentlichten Buch Der Fluch der bösen Tat beschreibt Peter Scholl-Latour, welch großen Schaden die westliche Nahostpolitik den betroffenen Ländern zufügt. Er erwähnt darin zudem die Enttäuschungen, die der sogenannte Arabische Frühling mit sich brachte. Kaum eines der betroffenen Länder ist seitdem demokratischer geworden.